Skip to main content
Beiträge

Die Rolle der Gesellschafter von Familienunternehmen – Fluch und Segen

Von Dr. Karin Ebel, Regine Wieland und Dr. Joke Bahadir

Sie sind Gesellschafter eines Familienunternehmens und nehmen als solcher an Abstimmungen teil und unterzeichnen Dokumente. Wann haben Sie das zum letzten Mal getan, ohne wirklich zu wissen, worum es eigentlich geht? Wie fühlt sich das für Sie an? Insbesondere, wenn Sie sich mit anderen Gesellschaftern, die alles im Griff zu haben scheinen und mitreden können, vergleichen.

Trösten Sie sich, Sie sind nicht alleine! In (fast) allen Unternehmerfamilien gibt es neben den Profis auch eine wachsende Anzahl von Gesellschaftern, die in diese Rolle durch Erbschaft, Schenkung oder in sonstiger Weise durch Familienzugehörigkeit hineingeraten sind. Sie selbst haben vielleicht Ihre Berufung als Arzt, Pädagoge, Naturwissenschaftler oder Mutter gefunden. Daneben sind Sie aber eben auch Gesellschafter eines Familienunternehmens, wodurch Sie mitunter erhebliche Vorteile genießen. Das ist nicht verwerflich.

Diese Erkenntnis hilft Ihnen aber nicht weiter, wenn Sie wieder einmal zur Unterschrift eines Dokuments wie zum Beispiel eines Gesellschafterbeschlusses oder der Steuererklärung aufgefordert werden und den Inhalt und die sich daraus ergebenden Folgen nicht nachvollziehen können. Das dabei bestehende Unbehagen, wie Unsicherheit und vielleicht sogar Scham lässt sich nicht immer unterdrücken.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Die am meisten praktizierte und zugleich einfachste ist zu vertrauen, dass zum Beispiel der Vater oder der Bruder der als Geschäftsführer des Unternehmens fungiert, schon alles richtig macht. Was passiert aber beim Wechsel zu einer Fremdgeschäftsführung? Wollen Sie dann auch noch vertrauen, dass schon alles gut geht? Wäre es nicht befriedigender, zumindest die getroffenen Entscheidungen besser nachvollziehen oder gar im besten Fall für sich selbst treffen zu können? Das setzt voraus, dass Sie sich ein paar Grundkenntnisse aneignen. Das muss man allerdings wirklich wollen, denn hierzu müssen Sie schon etwas Zeit investieren.

Unter „Grundkenntnisse aneignen“ verstehen wir nicht, dass Sie ein BWL-Studium absolvieren, sondern sich grundlegendes Wissen aneignen. Dazu zählen zum Beispiel folgende Themen/Fragen:

  • Was genau macht unser Unternehmen überhaupt?
  • Welche Rechtsform hat unser Unternehmen und warum? Was steht eigentlich im Gesellschaftsvertrag? Was bedeuten diese Regelungen für mich, als Gesellschafter? Worauf muss ich achten?
  • Was beinhaltet die Bilanz und welche Auswirkungen hat deren Inhalt für mich?
  • Was ist die Strategie unseres Unternehmens?
  • Welche steuerlichen Aspekte sind für mich relevant?

Die Heranführung der Gesellschafter an diese Themen kann durch den Besuch von Seminaren erfolgen, bei welchen die Themen theoretisch anhand von Beispielen erläutert werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Funke eher überspringt, wenn man diese Themen ganz konkret anhand des eigenen Familienunternehmens erläutert. Man kann im Rahmen der speziell auf Sie zugeschnittenen Schulungen auf Ihre tatsächlich vorhandenen Kenntnisse eingehen. Es wird der eigene Gesellschaftsvertrag erklärt, die wichtigsten Kennzahlen der unternehmenseigenen Bilanz werden nachvollzogen, die Strategie erläutert etc.  Jedes Unternehmen hat andere Herausforderungen, andere Themen, weshalb es für einen Gesellschafter wenig hilfreich ist, wenn fremde Musterbeispiele womöglich aus Konzernen vorgeführt werden. Ergänzend zu den Schulungen, können Veranstaltungen (Besichtigungen, Praktika) mit den wichtigsten Bereichen des Unternehmens organisiert werden.

Der Unternehmer und die besser informierten Gesellschafter nehmen an diesen Schulungen nicht teil. Sind die weniger im Thema befindlichen Gesellschafter, also Sie unter sich, können wir beobachten, dass die Teilnehmer, die oftmals in solchen Seminaren vorhandenen Hemmungen hier ablegen. Was dann passiert ist, dass die Teilnehmer beginnen, über ihr Unternehmen zu diskutieren und ihre eigenen Ideen und Gedanken zum Unternehmen äußern. Dadurch erleben Sie sich in einer ganz anderen Situation. Sie sind nicht mehr nur passives Mitglied der Gesellschaftergruppe. Vielmehr wird das Gefühl der Zugehörigkeit nicht nur zum Kreis der Gesellschafter, sondern auch zum Familienunternehmen verstärkt und damit auch die Bereitschaft, Verantwortung als Gesellschafter für das Unternehmen zu übernehmen.

Jetzt haben Sie die Möglichkeit zu erkennen, worum es in den Beschlüssen und Dokumenten geht, können ihre Fragen formulieren und wissen wen Sie zu welchem Thema ansprechen können.

Wäre es das nicht wert, es wenigstens mal zu probieren? Wir meinen schon.